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„Als ob da was Besseres bei rumkommt“

Seit knapp einem Monat hat das Studierendenparlament (StuPa) der WWU Münster ein neues Logo. Lange hat die Suche gedauert, mitbekommen hat es jedoch kaum jemand. Dabei sollte das Logo ursprünglich aus der Studierendenschaft kommen.

Blau statt schwarz, stupa.ms statt asta.ms. Sonst gibt es keine großen Unterschiede zwischen dem neuen Logo des StuPa und dem Logo des AStA der WWU Münster. Mitte Dezember entschied sich die Mehrheit der Mitglieder des StuPa bei der Suche nach einem neuen Logo für die Variante, das AStA-Logo nachzuahmen, obwohl dies im vergangenen Mai zunächst noch ausgeschlossen worden war. Der damalige StuPa-Präsident Till Zeyn beantragte, im Zuge des Relaunchs der Website des StuPa auch ein neues Logo in Orientierung am AStA-Logo zu erstellen. Auf Widerstand stoß dieser Antrag bei der Fraktion der LHG, die genau diese Orientierung am AStA-Logo kritisierte. Das StuPa sollte ein eigenständiges Logo haben, um den Studierenden die Trennung zwischen AStA und StuPa zu verdeutlichen. Nach einem Änderungsantrag der LHG, der eine knappe Mehrheit fand, wurde vom StuPa schließlich beschlossen, dass der AStA die Ausarbeitung eines neuen Logos innerhalb der Studierendenschaft ausschreibt und die Vorschläge dem StuPa zur Abstimmung vorlegt.

Keine Vorschläge
In den folgenden fünf Monaten verschwand das Thema von der Tagesordnung. Es wurde gewählt, die Semesterferien kamen und ein neues StuPa konstituierte sich. Erst im Oktober erkundigte sich Zeyn, nun Fraktionssprecher von CampusGrün, nach seinem ehemaligen Antrag. Der neue StuPa-Präsident Philipp Schiller konnte jedoch kaum Informationen liefern. Der Status der Projektstelle sei unklar und aktuell gebe es – auch wegen der finanziellen Lage – keine Ausschreibung für das Logo. Anfang November stellte Zeyn daher erneut einen Antrag. So sollte sich das StuPa nun zwischen drei Vorschlägen entscheiden. Dabei handelte es sich um die bereits beim ersten Antrag vorgeschlagenen AStA-Logovarianten und einen neuen Vorschlag des Website-Erstellers. Erneut gab es Proteste und einen Änderungsantrag seitens der LHG. Das neue StuPa sollte sich am gefassten Beschluss des 59. StuPa orientieren und das Logo in der verfassten Studierendenschaft ausschreiben. Während der Debatte wurde der schwarze Peter den Studierenden zugeschoben. „Das wurde mindestens einmal ausgeschrieben, auch wenn ich nicht weiß, wie offensiv das öffentlich gemacht wurde. Da kommt aber nichts. Jetzt haben wir ein Logo und als ob da jetzt was Besseres bei rumkommt, wenn wir es nochmal ausschreiben?!“, machte Julian Engelmann von der Juso-HSG, bis Oktober 2017 noch stellvertretender AStA-Vorsitzender, deutlich. Auf die Bedenken der LHG, die Suche nach einem Logo sei nicht öffentlich genug gewesen, entgegnete der Referent für Ökologie und Tierschutz Jan Seemann von CampusGrün, dass Ausschreibungen auch immer online veröffentlicht werden, die Mitglieder des StuPa also beruhigt sein können. Der Änderungsantrag der LHG wurde in der Folge abgelehnt. Ein Logo wurde in der Sitzung im November trotzdem nicht festgelegt, da nicht klar war, wem die Rechte am AStA-Logo gehören. In den folgenden Wochen der Recherche kamen noch einige Logovorschläge von Mitgliedern des StuPa oder aus den hochschulpolitischen Kreisen hinzu, sodass immerhin aus knapp zwanzig Vorschlägen in verschiedenen Variationen ausgewählt werden konnte, die aber zur Hälfte satirisch angehaucht waren. Dabei wurde insgesamt jedoch nicht tief in die Design-Trickkiste gegriffen. Die Wahl fiel Mitte Dezember schlussendlich doch auf den Vorschlag, der sich am AStA-Logo orientierte.

Studierende als Sündenbock
Recherchen des Semesterspiegels zeigen nun jedoch, dass die getätigten Aussagen falsch sind. Die Suche nach dem neuen Logo wurde nie öffentlichkeitswirksam betrieben. Weder auf den Websites oder Social-Media-Kanälen des AStA und des StuPa noch über den AStA-Newsletter wurden die Studierenden informiert. Auf Anfrage bestätigt der aktuelle AStA-Vorsitz zwar, dass es laut den ehemaligen Verantwortlichen im AStA eine Ausschreibung gegeben hat, eine Erklärung für die fehlende Veröffentlichung auf den Onlineauftritten gibt es jedoch nicht.
Der AStA verpasst mit dem Vorgehen erneut eine Chance, Studierende auf die Hochschulpolitik aufmerksam zu machen und sie mit einzubeziehen. Denn seien wir ehrlich: Die verantwortlich gemachten Studierenden hatten kaum eine Gelegenheit, von der Suche nach einem Logo zu erfahren und Vorschläge einzureichen, denn wie oft kommen Studierende im Alltag ins AStA-Gebäude und schauen sich das Schwarze Brett an? Die Schuld für eigene Versäumnisse auf das Verhalten der Studierenden zu schieben, wird das Verhältnis zwischen Hochschulpolitik und Studierenden in Zukunft sicher nicht stärken.

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