Website-Icon Semesterspiegel

Bonnie Blue Petting Zoo – Experiment oder nur Provokation?

Bonnie Blue ist eine 26-jährige britische Only-Fans Creatorin und Pornodarstellerin. Sie ist in der jüngeren Vergangenheit oft durch kontroverse und provokative Events und Aussagen aufgefallen. So hat sie bereits einen Dreh veranstaltet, bei dem sie laut eigener Aussage an einem Tag mit über 1.000 Männern geschlafen hat und öffentlich gesagt, dass sie gerne mit jungen Männern schlafen will, die gerade erst volljährig geworden sind.

Ihre neueste provokante Aktion war die Ankündigung ihres selbst-benannten “Bonnie Blue Petting Zoo”. Ein Event, bei dem sie sich einen Tag lang in London in eine Glasbox sperren lassen wollte und dazu 2.000 Männer einladen wollte, mit ihr alles zu machen, was sie wollen – ohne Grenzen.

Wie auch ihre bisherigen Aktionen sorgte das Ganze auf Social Media für viel Kritik. Viele kritisierten sie dafür, mit dieser Veranstaltung dem Feminismus und Frauen im Allgemeinen zu schaden. Einige Menschen machten sich auch einfach Sorgen um ihre mentale und physische Gesundheit. In diesem Zuge wurde das Event auch häufig mit einem Kunstwerk von Marina Abramović aus dem Jahr 1974 verglichen.

Bei der Performance “Rythm 0” hatte sich die Künstlerin sechs Stunden lang in einem Studio hingestellt, neben ihr ein Tisch mit 72 Gegenständen und dem Hinweis an das Publikum, dass sie diese benutzen können, um mit Marina alles zu machen, was sie wünschen. Unter den Gegenständen waren eine Rose, eine Feder, Essen und Trinken, aber auch ein Skalpell, Nägel, eine Metallstange und ein geladener Revolver.

Wie vielleicht zu erwarten, eskalierte das Experiment. Nach drei Stunden hatten Teile des Publikums bereits ihre Klamotten mit dem Skalpell aufgeschnitten. Daraufhin wurde auch sie selbst mit dem Skalpell verletzt. Eine Person schnitt ihr sogar in den Hals, um dann das Blut abzulecken. Sie wurde weiter sexuell belästigt und verletzt, bis ihr schließlich die geladene Waffe an den Kopf gehalten wurde. Die Künstlerin hätte also tatsächlich sterben können, hätte eine andere Person den Revolver nicht weggenommen, woraufhin ein Kampf im Publikum entstand. 

Marina reagierte während der gesamten Aktion nicht, bis die sechs Stunden vorbei waren. Dann ging sie auf das Publikum zu, doch dieses rannte vor ihr weg, aus Angst vor einer tatsächlichen Konfrontation. 

Also was haben nun diese beiden Veranstaltungen gemeinsam? Sie können zeigen, wozu Menschen bereit sind, wenn sie nicht mit Konsequenzen rechnen müssen. Die Sorge um Bonnie Blue ist also definitiv nicht unberechtigt – genau wie die Kritik an ihr.

Denn anders als Marina möchte die Influencerin nicht aufzeigen, wie weit Menschen gehen würden und dadurch einen Diskurs anstoßen. Bei ihr geht es nicht darum, zwischen liebevollen und hasserfüllten Taten, zwischen der Rose und dem Skalpell, zu wählen. Durch ihre Formulierung und den Kontext lädt sie explizit zu sexuellen und gewalttätigen Handlungen ein. In ihrer Ankündigung hieß es “For 24 hours, I’m all yours. Tied up, gagged, bent over, begging, however you want me, you can have me.” Sie lädt dazu ein, objektifiziert zu werden. Etwas, das in unserer Gesellschaft auf keinen Fall normalisiert werden sollte.

Das Event hat Bonnie Blue nun abgesagt. Der Grund ist unbekannt. Es wird spekuliert, ob ihr die Gefahren doch noch bewusst geworden sind oder ob das Ganze nie hätte stattfinden sollen und nur ein PR-Stunt war.

So oder so müssen wir uns fragen, was solche Aktionen in unserer Gesellschaft auslösen können und vor allem, warum sie so viel Aufmerksamkeit erlangen.

von Charlotte Klatt

Die mobile Version verlassen