Interview mit einer Delegation des SDS
Was unterscheidet euch als Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS) von den anderen Listen?
Hannah: Der SDS arbeitet nicht ausschließlich in Gremien. Neben unserer Präsenz im StuPa veranstalten wir Demos und Bildungsreihen und unterstützen auch den Streik am UKM.
Lennart: Das Stupa verfügt zwar über viel Geld, aber die politischen Einflussmöglichkeiten sind recht begrenzt. Viele Probleme der Studis lassen sich nur gesamtgesellschaftlich lösen, weshalb sich die Arbeit des SDS nicht auf die Hochschulpolitik allein beschränken kann.
Was ist der größte Mangel an der Uni?
Lennart: Die steigenden Lebenshaltungskosten, also unter anderem die ständig steigenden Mieten und Lebensmittelpreise, auch in Studiwohnheimen und den Mensen, die vom Studierendenwerk betrieben werden.
Was ist euer Wahlversprechen Nummer 1?
Hannah: Wir wollen eine stable linke Opposition sein. Wir treten nicht an, um eine Mehrheit im AStA zu bekommen, auch weil die Möglichkeiten für die Verbesserung wichtiger Lebensbereiche der Studis sehr begrenzt sind und im AstA vor allem Symbolpolitik gemacht wird. Nebenbei bemerkt kann ein StuPa, dass von nur 10 Prozent der Stimmberechtigten gewählt wird, sich sowieso nicht als demokratisch legitimierte Studivertretung bezeichnen.
Lennart: Außerdem sehen wir, wie einige autonome Referate von anderen Fraktionen im StuPa angegriffen und an ihrer Arbeit gehindert werden. Und wir sehen uns in der Pflicht, die Rechte insbesondere des Fikus-, des BiPoC-, des Inter-, und des Frauenreferats zu verteidigen.
Worin seht ihr den Grund für die niedrige Wahlbeteiligung?
Hannah: Das StuPa hat halt nichts zu sagen. Wie gesagt sehen wir die größten “Mängel” im Leben der Studis in hohen Lebenshaltungskosten, und das StuPa entscheidet halt nicht über die BAföG-Sätze, geschweige denn darüber, wer BAföG-berechtigt ist.
Lennart: Das höchste der Gefühle im Augenblick ist, wenn das StuPa das Semesterticket verhandelt. Darüber hinaus ist es weitestgehend machtlos. Deshalb streben wir auf lange Sicht eine paritätische Besetzung im Uni-Senat an. Das heißt 50 Prozent studentische Vertreter:innen, 50 Prozent Vertreter:innen der Lehrenden und Angestellten an der Uni.
Habt ihr den Eindruck, die Studis wollen im Allgemeinen politisch aktiv sein?
Hannah: Generell schon, aber die wenigsten Studis können es sich leisten, nicht zu arbeiten. Das Studium kostet Zeit, ebenso wie die Organisation eines Haushaltes, da bleibt halt nicht bei allen Zeit übrig, sich mit Hochschulpolitik oder Politik im Allgemeinen zu beschäftigen. Die Lebensumstände hindern die Studis gewissermaßen daran, politisch aktiv zu werden.
Lennart: Als studentische Hilfskraft (SHK) wird man zum Beispiel stark in Anspruch genommen und das ist ganz schön belastend neben dem Studium. Ich merke, wie mir da am Ende des Tages nicht mehr viel Zeit für mich bleibt. Eine kurze Bemerkung dazu: Wir als SDS setzen uns für einen Tariflohn für die SHKten ein. Wir sind auch vernetzt mit den Gewerkschaften und tauschen uns auch mit Vertretungen von Auszubildenden aus.
Wie sieht eure Zusammenarbeit aus?
Lennart: Wir haben uns leider vergeblich dafür eingesetzt, dass eine große Versammlung der Verfassten Azubis und Gewerkschaftsmitgliedern vom UKM an der Uni tagen sollte, um ihr Streikkomitee zu wählen. Das hat dann wegen der Raumverteilung nicht geklappt, aber wir solidarisieren uns mit den Streikenden, unter anderem auch, indem wir die Streiks besuchen.
Hannah: Der Streik am UKM betrifft auch viele Studis, weil einige Medizin- und Sportstudis, die Praktika oder Praxissemester an der Uniklinik absolvieren, ebenfalls von miesen Arbeitsbedingungen betroffen sind und auch für eine Verbesserung streiken.
Gibt es denn etwas, was euch in den letzten Wochen positiv gestimmt hat, oder Euch Hoffnung auf Besserung gibt?
Hannah: Der Streik am UKM! Es ist wirklich sehr nice zu sehen, wie die Beschäftigten für ihre Interessen einstehen. Wir selbst organisieren ja auch mit und nehmen an den Demonstrationen teil.
Lennart: Was mich neben dem Streik noch hoffnungsvoll stimmt, sind die Berichte über belarussische Bahnarbeiter, die Nachschublieferungen für die Russische Armee durch Sabotage verhindern. Das ist für mich eine Bestätigung dafür, dass kollektive Aktionen der Arbeiterschaft zum Frieden beitragen können.