Eine moderne(re) Erzählung
Wir schreiben das Jahr null. Die Protagonist:innen unserer Geschichte sind ein junges Mädchen Maria, hochschwanger und ihr Freund Josef.
von Pauline Sikau
Das Bild ist in Sepiafarben gehalten und untermalt wird das Ganze von einem schmissigen Indiepophit, die beiden sind nämlich on the road. Das heißt, sie machen also einen kleinen Roadtrip, getrieben von ihrer Wanderlust oder vielmehr davon, dass sie sich beim Bürgeramt in Bethlehem melden sollen, Bürokratie also, uncool.
Maria ist aber nicht einfach eine von achtzig Millionen, nein, Maria ist jemand ganz besonderes, bestimmt kein Einheitsbrei, obwohl sie den ja ganz gerne mal morgens in eine kleine feine Frühstücksbowl mit Acai-Berren zaubert. Maria ist nämlich trotz Schwangerschaft noch Jungfrau und damit ist Josef auch gar nicht der richtige Vater des Kindes. Für ihn ist das aber total in Ordnung. Bindung ist sowieso nichts für ihn, denn er ist jung und will sein Leben genießen. Warum also sich Festlegen? Eh uncool.
Der Vater des Kindes ist schließlich Gott, also eigentlich der Heilige Geist. Der hat Maria, und das nicht in einem Zustand des Missbrauchs von bewusstseinserweiternden Mitteln, die sie sich am Wochenende mal gerne schmeißt, mitgeteilt, dass ihr Kind der neue Messias sein wird. Konnte sie erst nicht glauben, irgendwann dann aber doch, Die Hose wurde nämlich zu eng. Auch uncool.
Nachdem die beiden schließlich in Bethlehem angekommen sind, fällt ihnen auf, dass sie sich gar nicht um eine Unterkunft gekümmert haben. Und in ihrer Nähe gibt es auch leider kein freies Airbnb mehr oder irgendeine Couch auf der sie surfen können, uncool.
Aber hey, Geld und Materielles generell sind den beiden nicht wichtig, denn sie brauchen all den Kram, der sie ja sowie so nur an einen Ort binden würde nicht, sie sind #freespirits und deshalb schlafen sie einfach mal spontan auf Stroh in einem richtigen Stall, sowas kannten sie bis jetzt immer nur von der Erzählungen ihrer Großeltern. Eigentlich wollen sie das aber nicht so gerne, denn sie sind gegen die Haltung und Schlachtung von Tieren. Lebewesen als Konsumgut wie ihre neuen Smartphones? Da sagen die beiden nein zu, uncool.
Irgendwann finden sie sich aber doch damit ab, irgendwo schlafen muss man ja, meint Josef zurecht und dabei stimmen ihm auch genau 74 % seiner Instgramfollower:innen zu. Aber gerade als die beiden es sich gemütlich machen wollen, der Schock: Maria hat ihre ersten Wehen. Obwohl Josef doch diesen tollen Achtsamkeitskurs für junge Väter besucht hat, hat er jetzt leider keine Ahnung, was er tun soll. Irgendwie kommt das Kind aber trotzdem raus, überall ist Blut, Maria ist verschwitzt und Josef verstört, uncool.
Aus dem Nichts erscheinen dann plötzlich drei fremde Männer und wollen das Kind mit dem Namen Jesus mit Geschenken überhäufen. Jesus ist nun also stolzer Besitzer von Gold, Weihrauch und Mürre. Die drei wurden von einem Stern zu ihm geleitet, der so hell schien, dass sie den Weg zu ihm gefunden haben, und ja sie sind sich sicher, dass es nicht die Lichtverschmutzung war, Umweltverschmutzung, uncool.
Unsere Geschichte endet dann also doch noch gut, es gibt ein happy end, cool.