Erzählen unter Strom
Nehmen wir einmal an, jeder Mensch hätte einen Raum im Kopf, der uns als Schauplatz unserer Gedanken diente. Die Zufriedenheit, die uns ein aufgeräumtes WG-Zimmer verschafft, lässt erahnen: Dieser Raum sollte am besten ebenso ordentlich sein. Aber was, wenn unsere Gedanken wie schmutzige Wäsche auf dem Boden verstreut lägen oder ein zweiter oder dritter Raum dem eigentlichen Ort unseres Bewusstseins Konkurrenz machten? Die psychiatrische Fachwelt kann solchen Phänomenen einen Begriff überstülpen, sie als Krankheiten des Geistes entlarven und ihnen Titel wie ‚Depression‘ oder ‚Schizophrenie‘ verleihen. Wieviel aber dadurch gewonnen ist, sich Ausnahmesituationen der menschlichen Psyche von erzählerischer Seite zu nähern, zeigt das Theaterstück „Im Strom“, das momentan in der Studiobühne aufgeführt wird.