Ein kleines kroatisches Weihnachtsfest mitten in Deutschland

Viele von euch werden es sicherlich kennen: Kurz vor Weihnachten bricht bei den meisten die große Ist-jetzt-alles-fertig-für-Weihnachten-Panik aus. Sind alle Kugeln in derselben Farbe? Haben alle Zimtsterne die gleiche Form? Ist die Weihnachtsgans schön knusprig gebacken? Wann dürfen wir die Geschenke auspacken? Diese Art von Panik habe ich nicht kennenlernen dürfen, denn wir feiern Weihnachten „kroatisch“.

 

Panik an Weihnachten? Nicht in der kroatischen Kultur.

Meine Eltern stammen aus Kroatien, und um der Weihnachtszeit einen kroatischen Touch zu verleihen, haben wir Weihnachten immer kroatisch gefeiert. Aber wie feiert man Weihnachten eigentlich „kroatisch“? Dazu möchte ich euch gerne einen kleinen Einblick geben.

Fangen wir mit dem Thema Weihnachtsbaum an: In Kroatien findet man selten echte Tannen, die man als Weihnachtsbaum benutzen könnte. Das liegt vor allem daran, dass Kroatien in Südeuropa liegt. Das Klima ist im Winter oftmals viel wärmer, und Tannen gibt es größtenteils nur in bergigen Gebieten. Alternativ kauft man sich einfach ein Kunstbäumchen. Das ist übrigens nicht ganz unpraktisch; man kann es von Jahr zu Jahr wieder benutzen. Dadurch, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin, hatte ich das Glück, jedes Jahr eine echte Tanne gehabt zu haben. Bunte Kugeln drauf – fertig. Allerdings erst an Heiligabend; der kroatischen Tradition zufolge, darf der Weihnachtsbaum erst dann geschmückt werden.

 

Ein gemütliches Beisammen – vom kroatischen Essen bis hin zur Messe

Zwei Tage vor Heiligabend werden Plätzchen gebacken. Zimtsterne und Lebkuchen sind in Kroatien eher selten. Dafür werden gerne kleinere Trüffel, genannt „Jaffa kuglice“, mit Zartbitterschokolade und Orangenlikör sowie kleinere Waffeltaschen, genannt „Oblatne“, gefüllt mit Karamell und Schokolade zubereitet. Die bekannteste kroatische Weihnachtssüßigkeit ist „Bajadera“. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Mutter damals vier bis fünf Stunden für die Zubereitung gebraucht hat. „Bajadera“ sind kleine rechteckige Kuchen, deren Masse aus Kakao, Walnüssen, Zucker und Butter besteht. Klingt in der Theorie ganz einfach, versucht man sie aber zu backen, muss man viel Zeit und Geduld einplanen.

Weihnachtsgans? Kenn‘ ich nicht! Eigentlich schon, jedoch nur aus der deutschen Kultur. In Kroatien gibt es an Heiligabend mehrere kleinere Gänge statt eines großen Hauptgangs. Ziel dieser kleineren Gänge ist es, so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, über seinen Alltag zu reden, sich Geschichten zu erzählen und gemeinsam zu lachen.
Zum ersten Gang gibt es meistens kleinere Häppchen mit Käse und dalmatinischem Schinken. Dazu werden ein paar Oliven und gebackenes Brot serviert. Zweiter und dritter Gang bestehen aus Suppe sowie „Sarma“ und „Japrak“. Diese zwei Gerichte könnten euch aus dem asiatischen Raum, insbesondere der Türkei bekannt vorkommen. In der kroatischen Kultur sind sie seit Jahren verankert. Beide Gerichte sind sich zwar ähnlich, sie haben eine Füllung aus Hackfleisch, vermischt mit Reis. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass „Sarma“ mit Kohlblättern umhüllt wird und so der deutschen Kohlroulade ähnelt. „Japrak“ hingegen wird mit Blattkohl umhüllt und ist im Gegensatz zu „Sarma“ kleiner. Eine klassische Nachspeise gibt es nicht. Nach dem Hauptgang werden wieder Häppchen aufgetischt und Plätzchen und Kaffee serviert. Wer möchte, darf gerne Wein oder selbstgebrannten Schnaps trinken und den Abend ausklingen lassen.
Gegen 0 Uhr geht es dann gemeinsam zur Messe. Kroatische Messen haben für mich persönlich immer etwas Herzliches an sich. Sie vermitteln mir ein Gefühl von Heimat, Glück und Freude. Die Messe dauert ca. zwei Stunden. Nachdem sich alle fröhliche und gesegnete Weihnachten gewünscht haben, geht es zurück nach Hause, wo dann wieder gegessen wird. Schließlich muss man nach zwei Stunden Messe und den ganzen Vorbereitungen wieder fit für die Nacht sein.

 

Sretan Božić – Frohe Weihnachten!

Weihnachten ist nicht umsonst die schönste Zeit des Jahres. Seine Liebsten um sich zu haben, mit ihnen gemeinsame Stunden zu verbringen und die Weihnachtstage zu genießen. Apropos Geschenke: in Kroatien schenkt man sich selten was – die Familie ist das größte Geschenk, was man sich gegenseitig machen kann.

 

In diesem Sinne: Sretan Božić – Frohe Weihnachten!

Schreibe einen Kommentar