Wenig Böses hat man im Kopf, wenn man in der ersten Dezemberwoche den Hörsaal des Unikinos neben dem Münsteraner Schloss betritt. „Die Feuerzangenbowle“ steht auf dem Programm: mittlerweile Kultfilm, historisches Dokument veralteter Erziehungs- und Umgangsformen in Nazi-Deutschland und gerade deshalb auch immer wieder: Wie soll man ihn zeigen? Welchen Wert spricht man ihm zu? Wie sollte mit dem Charme der stark überzeichneten Charaktere und ihren antiquiert-skurrilen Umgangsformen miteinander umgegangen werden?
Für all jene, die die kollektive Bestätigung der eigenen Identität als typischer Mann oder typische Frau gerne annehmen, die in den machtvollen Zuschreibungen heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit lachend aufgehen können, mag das lustig sein. Am Ende geht man doch mehr als stutzig zurück in die Kälte und fragt sich: Warum? Warum empfinden Menschen an der permanenten Reinszenierung von Zweigeschlechtlichkeit und den zugehörigen kulturellen Zuschreibungen eine derart affektiv aufgeladene Faszination? Warum lachen Menschen achtzig Jahre später über die gleichen Witze in den vergeschlechtlichten Begegnungs- und Umgangsformen, wie sie in dem Film zum Tragen kommen? Und vor allem: muss das alles so sein?