Knapp 21 Jahre ist Jürgen Domian mit seinem Telefontalk auf Sendung. Wenige Formate erreichen solch ein stolzes Alter. Heute ist jedoch Schluss. Domian wird zum letzten Mal für seine Hörer eine Stunde lang ein offenes Ohr haben. Zeit, Danke zu sagen.
Lieber Domian,
es fällt schwer die richtigen Worte zu finden. Wie oft hast du gerade auch uns Studierende durch die Nacht begleitet: Beim Lernen für eine Klausur, beim Schreiben der letzten Zeilen einer Hausarbeit, deren Abgabe am nächsten Morgen fällig war oder auch beim Heimkommen von einer Party. Wie oft hast du uns mit den Worten „Ihr Lieben“ begrüßt. Wie oft mussten wir hören, dass der Anrufer den Ton am Radio oder Fernseher ganz ausschalten muss. Auf eins war bisher Verlass: Um 1 Uhr bist du – in der Regel – da, ein Teil unseres Lebens. Umso schwerer fällt nun der Abschied.
Egal welche Probleme wir haben, deine Gespräche mit den Anrufern zeigen immer wieder, wie klein doch unsere Probleme in Wirklichkeit sind. Da beklagen wir uns vielleicht über den unfairen Professor oder zu viel Arbeitsvolumen, dabei gibt es so viele Menschen, die ein viel härteres Schicksal haben. Die einen wahren Grund haben, sich zu beklagen. Und du hattest ein offenes Ohr für jeden Einzelnen.
Was bleibt, sind unzählige Geschichten, Schicksale und Momente, über die wir gemeinsam lachen konnten oder schlucken mussten. Die Menschen vertrauen dir: Fleischliebhaber, Verschwörungstheoretiker, Verbrecher oder auch todkranke Menschen. Du schaffst es, das Spektrum unserer ganzen Gesellschaft in deiner Sendung zu Wort kommen zu lassen. Einzigartig in der ganzen Medienlandschaft.
Es gibt wohl niemanden, der weniger Vorurteile hat als du. Du hörst dir jede Geschichte an und bist allem gegenüber offen. Gerade das ist deine Stärke und sehr bewundernswert. Aber du bist auch eine moralische Instanz. Du hörst nicht nur zu. Nein, du urteilst auch. Du machst klar, was du für richtig und was für falsch hältst. Auch als Moderator muss dir Respekt gezollt werden. Es gibt wohl keine bessere Schule, als 21 Jahre lang Interviews zu führen. Du weißt immer, wann du nachhaken oder abwürgen musst.
Am Ende steht jedoch ein unerfüllter Traum. Jahrelang gab es unzählige Versuche, nie hat es geklappt. Egal, ob es Kartenleger, Geisterjäger oder Hexen waren. Ein einziges Mal ein paranormales Phänomen live während der Sendung zu erleben, wäre wahrscheinlich das passende Abschiedsgeschenk für heute Abend.
Also lieber Domian, im Namen der Redaktion und der Studierenden in Münster ein riesengroßes Dankeschön. Für deine Sendung und dass du seit dem 3. April 1995 für uns da warst. Wenn es einer verdient hat, wieder häufiger das Sonnenlicht zu sehen, dann du. Alles Gute für deine Zukunft und lass mal wieder von dir hören.
P.S.: Ein riesen Dank geht natürlich auch an das Team hinter der Kamera, das dich Tag für Tag unterstützt hat und ohne das die Sendung nicht möglich gewesen wäre.