Iced Matcha Latte, Kaffee, Energy, Mate …in der Klausurenphase haben die meisten Studierenden immer was griffbereit. In den Hochphasen stechen dann die Augenringe immer mehr hervor und hier oder da sieht man die Hände über der Tastatur unkontrolliert zittern. Es ist ja quasi schon eine soziale Konvention, dass Studierende sich mit Koffein durch die stressige Prüfungszeit boxen, aber bringt das überhaupt etwas – und ruinier ich mir damit nicht meine Gesundheit?
Hier sind ein paar Facts rund um das geliebte Koffein
Insgesamt gilt, dass Alter und individuelle Geschwindigkeit des Koffeinabbaus zu unterschiedlicher Wirksamkeit führen.
Lernen:
Koffein hilft beim Lernen. Die Aufmerksamkeitsspanne ist größer. Sowohl das Langzeit- als auch das Kurzzeitgedächtnis speichern neue Informationen unter Koffeineinfluss besser. Außerdem sollen die Nervenzellen sich unter Koffein besser vernetzten. Normalerweise bilden sich während des Schlafens neuronale Verbindungen. Kommt der Schlaf zu kurz, kann Koffein das wieder ausgleichen. Allerdings hilft Koffein nicht in allen Lebenslagen. Bei Routineaufgaben wie Autofahren steigert es die Leistung, bei neuen Aufgaben aber nicht unbedingt. Man arbeitet zwar schneller, aber auch ungenauer. Ob Koffein bei gewohnheitsmäßigem Konsum noch einen positiven Effekt auf die Aufmerksamkeit hat, oder nur die Entzugserscheinungen ausgleicht, ist allerdings umstritten. Eventuell ist ab einem bestimmten Toleranzlevel die erlebte Leistungssteigerung auch eher Placeboeffekt, als Koffeinkick.
Sport: Sowohl der Muskelaufbau als auch die Ausdauer und die neuromuskuläre Koordination profitieren von Koffein. Allerdings müssen koffeinhaltige Getränke beim Sport mit Vorsicht genossen werden. Sowohl das Training als auch Koffein steigern kurzzeitig den Blutdruck – zusammen kann das zur Überlastung führen.
Sex: Koffein steigert das Stehvermögen.
Mit der Zeit und bei regelmäßigem Konsum gewöhnt sich der Körper an das Koffein. Daher frage ich mich, ob für Sport und Sex nicht das gleiche wie fürs Lernen gilt und die gleiche Menge Koffein irgendwann nicht mehr zu der gleichen Leistungssteigerung führt.
Gesundheit:
Vitamine und Mineralien: Koffein sorgt für einen niedrigeren Vitamin B -spiegel, was den körpereigenen Energiehaushalt beeinträchtigt. Mehr als 300mlg (ca. 3 Tassen Kaffee) Koffein pro Tag führen zu einem schnelleren Calciumabbau, was schlecht für die Knochendichte und Zähne ist. Für Vegetarier & Veganer gilt außerdem Vorsicht, da Koffein die Eisenaufnahme hemmt und deswegen nicht kurz vor oder nach dem Essen von eisenhaltigen Speisen zu sich genommen werden sollte, wenn man damit Probleme hat.
Asthma: Koffein erweitert die Atemwege.
Herz-Kreislauf: Es gibt widersprüchliche Forschungsergebnisse. Einige Studien warnen vor Herzrhythmusstörungen durch zu hohen Koffeinkonsum, der bei Überdosis möglicherweise zum Tod führt. Andere Studien zeigen, dass bei normalem Konsum und ohne Vorerkrankung kein Risiko besteht. Es deutet sogar einiges auf ein 18% geringeres Risiko von Rhytmusstörungen bei vier Tassen Kaffee am Tag und 7% bei drei Tassen hin. Tee, Kaffee und Schokolade, die auch Koffein enthält, können sogar das Risiko vom Schlaganfall senken. Koffein in Verbindung mit Zucker oder Stress wirkt sich aber schon negativ auf den Blutdruck aus. Das erhöht das Risiko eines Herzinfarkts.
Schlaf: Zu spät noch Kaffee zu trinken stört die Schlafqualität. Bei Jugendlichen beeinträchtigt das die Gehirnentwicklung. Für junge Erwachsene ist die Wirkung aber, abgesehen vom schlechten Schlaf, nicht mehr so schädlich.
Krebs: Entgegen den Annahmen scheint koffeinhaltiger Kaffee Krebs nicht zu begünstigen, sondern eventuell sogar vorzubeugen. Bis jetzt sind das nur Hinweise und die Wirkung ist natürlich auch begrenzt, aber ein paar Studien deuten darauf hin, dass koffeinhaltiger Kaffee das Krebsrisiko vermindert und möglicherweise sogar die Chemo unterstützen kann. Am meisten erforscht ist die Wirkung von koffeinhaltigem Kaffee in Bezug auf Hautkrebs. Scheinbar führt koffeinierter Kaffee zum schnelleren Absterben von UV-geschädigten Hautzellen und kann so einer Vermehrung entgegenwirken. Schon eine Tasse am Tag kann das Hautkrebsrisiko um 4% senken. Ähnliche, aber unsicherere Ergebnisse, zeigen sich bei Brust-, Eierstock-, Gebärmutter- und Prostatakrebs. Bei der Leberkrebsvorbeuge gilt anscheinend: je mehr Koffein desto besser. 8 Tassen am Tag sollen das Risiko um 72% senken. Auch bei einigen weiteren Krebsarten gibt es anfängliche, aber positive Forschungsergebnisse für eine schützende Wirkung von Koffein oder Kaffee, wie bei Hirntumoren oder Darmkrebs.
Augen: Koffeinkonsum von mehr als 200mg am Tag kann den Augeninnendruck erhöhen und Grünenstar verursachen. Das gilt aber vor allem für Patienten, die familiär vorbelastet sind oder bereits ein Glaukom haben.
Psychische Erkrankungen:
Angststörung: Angststörung sollen, besonders bei Studierenden, unterdiagnostiziert sein. Koffein kann Angst und nervositätssteigernd wirken und deshalb negativ auf Angststörungen einwirken und bei Überdosierung oder zu hohem Konsum auch auslösend sein. Koffeinbezogene Angststörung entziehen sich dabei möglicherweise auch den üblichen Diagnosemustern von Angststörungen. Koffein kann Panikattacken, Sozial- und Leistungsängste z.B. Prüfungsängste fördern.
Zwangsstörungen: Zwangsstörungen sind sehr schwer zu behandeln. Noch sehr vorläufige Ergebnisse zeigen, dass durch Koffein bei Menschen mit Zwangserkrankungen, bei denen vorher keine Behandlung geholfen hat, erstmals eine Besserung auftrat. Allerdings gibt es auch gegenteilige Ergebnisse. Außerdem ist Koffein natürlich kein Ersatz für eine Therapie.
Party-Time: Turbo Mate und Wodka-E haben mir schon das ein oder andere Mal geholfen, wenn ich beim Feiern doch plötzlich müde wurde. Koffein und Alkohol zusammen und man ist locker und hellwach. Allerdings verschleiert das Koffein auch die Wirkung des Alkohols. Energy- Alkoholverbindungen führen öfter zu Unfällen und steigern die Bereitschaft zu sexuellen Übergriffen, im Vergleich zu Alkoholkonsum ohne Koffein.
Koffeinvergiftung – Symptome:
- Unruhe
- Nervosität
- Schlafstörung
- Rötungen im Gesicht
- imaginärer Harndrang
- Muskelzuckungen
- Reden ohne roten Faden
- Händezittern etc.
- Herzrasen und „Herzstolpern“
Gilt, wenn kurz vorher mehr als 250mg Koffein (2-3 Tassen) konsumiert wurden. Bisschen gruselig, oder? Also ich hatte schon öfter mal ein Händezittern nach der 2. Tasse Kaffee. Insgesamt ist der Koffeinabbau im Körper aber individuell ziemlich verschieden. Spätestens ab 2g Koffein muss man dann in der Regel ins Krankenhaus, wobei normalerweise 100mg in einer Tasse Kaffee sind und 20 Tassen sind auch in der Klausurenphase wirklich schwer zu schaffen.
Abstimmung mit Medikamenten:
Es gibt einige Medikamente, die den Koffeinabbau hemmen, oder bei denen das Koffein sich negativ auf die Wirksamkeit des Medikamentes auswirkt. Manchmal scheint Koffein aber auch die Wirksamkeit zu erhöhen. Bei Regelmäßiger Einnahme lohnt es sich das abzuklären.
Verhütungsmittel: Orale Verhütungsmittel, die langfristig eingenommen werden, können den Koffeinabbau um bis zu 40% verringern.
Tipps für die Zubereitung von Kaffee:
Kaffee sollte insgesamt nicht zu heiß getrunken werden. Beim Kauf ist die Empfehlung bei Kaffeeprodukten darauf zu achten, dass sie kein Acrylamid (krebserregendes Nebenprodukt des Röstvorgangs) enthalten. Außerdem lohnt es sich Filterkaffee zu trinken, da dieser das Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken senken soll, während frisch aufgebrühter Kaffee diese Eigenschaft nicht zeigt. (vgl. AOK, wie viel Kaffee ist gesund?) Die meisten dieser Studien stehen noch am Anfang und es sind auch nicht alle repräsentativ, aber sie zeigen, Koffein und Kaffee können noch viel mehr, als nur durch die Klausurenphase zu helfen.Die Facts stammen aus „Koffein. Genussmittel oder Suchtmittel“ von Wolfgang Beiglböck. Darin gibt’s auch noch Infos zu den genauen Wirkungsweisen und es werden noch mehr Krankheiten thematisiert, auf die Koffein einen Effekt hat, wie zum Beispiel Depressionen. Meine größte Angst bei der Recherche für diesen Artikel war, dass ich am Ende bei jeder Tasse Kaffee Paranoia schiebe. Zwar zeigen sich auch negative Nebenwirkungen von Koffein, aber für mich sieht es besser aus, als ich dachte.
von Lena Nahrup