Für Viele ist Sport ein Hobby oder ein Ausgleich zum stressigen Uni-Alltag, doch für Linda ist es mehr. Es ist ihr Beruf. Linda kommt eigentlich aus Jena und spielt schon seit ihrer frühesten Kindheit Fußball. Nachdem sie in ihrer Heimat ein Sportgymnasium mit Internat besuchte, wechselte sie im letzten Sommer zum SV Meppen. Nebenbei studiert die 20-Jährige Germanistik und Geschichte auf Lehramt an der WWU.
Siehst du den Sport auch als Ausgleich zum Studium oder mehr als deinen Beruf?
Ich würde sagen, dass das Erstere eher zutrifft, das Berufliche aber eine immer größere Rolle einnimmt. Durch das Training habe ich unter der Woche abends keine Zeit mehr, mich mit Freunden zu treffen oder Anderes zu unternehmen. Dazu kommt, dass ich an manchen Tagen das Training gerne verschieben würde, wenn es zum Beispiel die ganze Zeit stürmt, regnet oder hagelt, aber in so einer Situation muss ich den Sport erst recht als meinen Job sehen. Trotzdem ist es für mich immer noch ein Ausgleich zum Unialltag, ich merke zum Beispiel, dass ich nach dem Training viel besser lernen kann.
Wie schaffst du es, dein Studium, den Sport und deine Freizeit zu organisieren?
Wenn man da reinrutscht und vorher keine Erfahrungen mit Leistungssport gemacht hat, kann ich mir vorstellen, dass das ziemlich anstrengend sein kann. Ich hatte das Glück, dass ich vor dem Studium auf einem Sportgymnasium war und mein kompletter Tagesablauf auf das Training angepasst war. Der Unterschied zu heute ist, dass ich mir jetzt alles freier einteilen kann. Das Studium hat mein Leben also flexibler gemacht.
Studieren dann viele aus deiner Mannschaft?
Ja, die meisten studieren. Andere jobben auch neben dem Sport, allerdings bei unserem Sponsor. Dadurch können sie ihren Tagesablauf auch flexibler gestalten. Unser Training ist abends, da manche aus unserer Mannschaft noch zur Schule gehen und dementsprechend morgens, mittags oder nachmittags keine Zeit haben.
Was tust du, wenn der Termin für eine Klausur und ein Spiel auf denselben Tag fallen?
Tatsächlich hatte ich im Januar genau dieses Problem. Das Trainingslager für die Vorbereitung auf die neue Saison war genau vor dem Montag, an dem ich zwei Klausuren schreiben musste. Ich habe dann mit meinem Trainer gesprochen, so habe ich am Sonntag eine Trainingseinheit frei bekommen, um zu lernen. Generell ist es aber durch den Spitzensportverband der WWU für uns Leistungssportler auch möglich, um eine Verschiebung der Klausur zu bitten.
Was genau ist dieser Spitzensportverband und ab wann ist man in den Augen der Uni Leistungssportler?
Beim Fußball ist man automatisch ab der zweiten Bundesliga im Spitzensportverband, bei anderen Sportarten wie zum Beispiel Leichtathletik, sobald man einen bestimmten Kaderstatus erreicht hat. Der Spitzensportverband unterstützt Leistungssportler bei der Organisation unseres Studiums, durch verschiedene Berücksichtigungen, wie das Verschieben von Klausurterminen. Außerdem kann ich zusätzlich kostenlos das Campus Gym benutzen.
Gibt es beim Spitzensportverband der WWU auch eine Beratungsstelle für euch Leistungssportler?
Ja, unter anderem Barbara Halberschmidt vom Sportinstitut, dort kann man zum Beispiel auch Hilfe bekommen, wenn man seine Klausuren verschieben muss.
Wie sieht eine typische Woche mit Training und Spielen bei dir aus?
Ich trainiere unter der Woche immer ab 19:30 Uhr, allerdings muss ich schon um 18:00 Uhr in Münster losfahren und bin erst gegen 23:00 Uhr wieder zu Hause. Montags habe ich zwar kein Training, dafür aber Uni bis spätabends. An den Wochenenden haben wir meistens Spiele, bei Heimspielen haben wir samstags frei, bei Auswärtsspielen geht der Samstag für die Anreise drauf.
Denkst du, dass du dein Studium verlängern wirst, um dich auf den Sport zu konzentrieren?
Ich habe voraussichtlich im nächsten Wintersemester vor statt Geschichte mit Sportwissenschaften anzufangen, daher studiere ich auf jeden Fall ein oder zwei Semester länger. Ich habe mir aber vorgenommen, es ansonsten in der normalen Zeit zu schaffen. Da das Lehramtsstudium sehr flexibel ist, denke ich, dass das auf jeden Fall zu schaffen ist. Generell ein Tipp: Lehramt und Leistungssport sind sehr gut vereinbar.
Bleibt neben dem Studium und dem Leistungssport überhaupt noch Freizeit?
Wenn ich mal Freizeit habe, versuche ich mir diese genauestens einzuteilen. Den ganzen Tag Nichts tun geht dann nicht, ich kann nicht den ganzen Tag einfach nur zu Hause sein. Wenn gerade mal kein Spiel ansteht, ich weiß, dass das Training am nächsten Tag nicht ganz so anstrengend wird oder Saisonpause ist, versuche ich mich mit meinen Freunden zu treffen oder meine Unternehmungen genau auf diese Zeit zu legen.
Gibt es etwas, was du in deiner Sportlerkarriere auf jeden Fall erreichen möchtest?
Der Wunsch unserer gesamten Mannschaft ist es, dieses Jahr aufzusteigen und mein persönlicher Wunsch ist es auf jeden Fall, einmal in der ersten Liga zu spielen, das ergänzt sich also ganz gut.
Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des Semesterspiegels (#438). Weitere Inhalte findet ihr exklusiv nur im Heft (PDF).