Status: Studium

Es ist so weit: Nach einem Jahr Reisen, Praktika und Arbeiten darf ich mich endlich als Studentin bezeichnen. Ich bin nicht länger eine Statuslose, die im Niemandsland zwischen dem Schüler:innen- und Studierendendasein gefangen ist. Obwohl es mir dort ganz gut gefallen hat. 

von Lina Probst

Die ersten eigenen vier Wände – und von Statuslos zur Studentin.
Foto: Lina Probst

Jetzt beginnt die „beste Zeit meines Lebens“ – so die Zusammenfassung des Studierendenlebens aus dem Mund unserer Elterngeneration. Doch bevor diese Epoche anbricht, muss einiges getan werden: Wohnung finden, Umzug durchführen, Ummeldung abhaken und so viel mehr. Eine nie endende Liste, wie sich während der Orientierungswoche herausstellt.

Die Orientierungswoche. Sagenumwobener Mythos und sozusagen der Trailer zur „besten Zeit deines Lebens“. Sieben Tage, in denen man hunderte Lebensgeschichten erfährt und mindestens 90 davon auch im nüchternen Zustand wieder vergisst. Sieben Tage, in denen man die Menschen herausfiltert, mit denen man sich ein Gespräch vorstellen kann, was länger als fünf Minuten dauert. Sieben Tage, in denen man so viele Informationen erhält, dass selbst Wochen später nicht alle Daten verarbeitet wurden. Sieben Tage, in denen man zu zehn verschiedenen WhatsApp-Gruppen hinzugefügt wird – oft mit einem kreativen Titel wie „Französisch Erstis 2018“. Eine erneute Erinnerung daran, wie hoch man in der universitären Rangordnung steht: nämlich weit unten. Dabei können solche Gruppen wirklich hilfreich sein. Sobald ich mir selbst eine Frage stelle, muss ich höchstens einen Tag warten, bis einer meiner Kommilitonen dasselbe in einer Nachricht verfasst. Darauf folgt ein genervter Verweis auf kleine Paragraphen von vor mehreren Tagen.

Scheinbar bin ich nicht die Einzige, die die Stummschalten-Funktion entdeckt hat!

Nun ist es geschafft, die O-Woche liegt hinter uns. Mithilfe stundenlanger Internetrecherche haben wir Stundenpläne erstellt. Habe ich die richtigen Kurse gewählt? Wie funktioniert das mit der QISPOS-Anmeldung? Die Fragezeichen hören nicht auf. Während den ersten Vorlesungen versuche ich, mich an das Prinzip der Selbstorganisation zu gewöhnen. Gar nicht so einfach mit all den motivierten Gleichaltrigen um mich herum. Links von mir werden Textmarker fünf verschiedener Farben gezückt, rechts das Skript am Laptop mit den Funktionen fett, kursiv und unterstrichen bearbeitet. Und ich sitze dazwischen – frage meinen Sitznachbarn nach einem Blatt, da auf meinem kein Platz mehr ist.

Inzwischen ist Alltag eingekehrt. Mein Fahrrad hat den ersten Werkstattbesuch gut überstanden. Den Weg zur Uni finde ich auch ohne Google Maps. Am Wochenende unternehme ich was mit Freunden, die aus anderen Teilen Deutschlands hierher gezogen sind. Nach einem Monat bin ich auch mental in Münster angekommen. Und das nächste Projekt steht bereits an: Die Waschmaschine anschließen, um nicht mehr mit einem riesigen Koffer Wäsche nach Hause fahren zu müssen.


Lina Probst, 19, studiert seit Oktober Soziologie und Französisch an der WWU.

 

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