Rezension des Films „Aftersun“
Ruhig und entspannend, dann emotional und aufwühlend: Der Film Aftersun handelt von einem Türkeiurlaub, den der junge Vater Calum mit seiner elfjährigen Tochter Sophie unternimmt. Dabei steht die Erinnerung des Mädchens im Vordergrund. In wiederkehrenden Sequenzen erzählt sie mit einem Videorecorder von ihrer gemeinsamen Zeit, interviewt ihren Vater oder fängt für sie besondere Momente ein. Die Story mag sich langsam entfalten, plätschert aber keinesfalls einfach so dahin. Jede Szene ist bewusst gewählt, leichte Veränderungen der Atmosphäre sofort wahrnehmbar. Weil viele Andeutungen unterschwellig bleiben, erinnert man sich als Zuschauer:in erst rückblickend an viele Details und zieht die passenden Schlüsse.
Neben dem wunderbaren schottischen Akzent der beiden Schauspieler:innen besticht diese Indie-Produktion durch lockere Dialoge sowie Musik der 90er-Jahre. Ausgenommen vielleicht der bescheiden ausfallenden Karaoke-Performance von „Losing my Religion“, nach der Calum seiner Tochter Gesangsunterricht vorschlägt.
Natürlich wird durch Meeres- und Poolaufnahmen sofort die Sehnsucht nach Urlaub geweckt. Trotzdem liegt der eigentliche Fokus des Films darauf, was nach dem Sommer und den sonnigen Zeiten mit der Vater-Tochter-Beziehung passiert. Genau wie sich in einer Szene allmählich ein Polaroid-Foto der beiden entwickelt, zeichnet sich auch die Richtung des Films nur nach und nach ab. Doch gerade weil der Film sich Zeit nimmt, wirkt er entschleunigend und bietet ein tolles Kinoerlebnis zum Abschalten.
Autorin: Leah Sophie Neiß