Millie Bobby Brown scheint eine Vorliebe für Charakter zu haben, deren Namen mit dem Buchstaben „E“ beginnen. Eleven in der Serie „Stranger Things“, Enola im gleichnamigen Film „Enola Holmes“ und seit Kurzem, Elodie im neuen Netflix Film „Damsel“.
„Damsel“ heißt übersetzt Maid, was wiederum eine veraltete Form für Mädchen ist. Um Veraltetes geht es viel in dem Fantasy Film. Eine aufgezwungene Hochzeit mit der Aussicht auf Gold, ein jahrhundertealter Pakt zwischen einem Drachen und einem König und eine böse Königin wie aus dem Märchenbuch. Und mittendrin: Millie Bobby Brown als furchtlose Elodie, die um ihr Leben kämpfen muss. Hinters Licht geführt von ihrem frisch geheirateten Prinzen findet sich die Protagonistin in einer wild verzweigten (und überraschend geräumigen) Höhle in einem Berg wieder, wo ein kaltblütiger Drache darauf wartet, sie zu flambieren. Am bemerkenswertesten an Elodie ist neben ihrem offenbar unverletzlichen Körper, dem mehrere Stürze aus beträchtlicher Höhe nichts auszumachen scheinen, auch ihr tadellos sitzendes Make Up, das jedem Sturz, jeder Flucht und jeder Feuerattacke trotzt. Da ist es natürlich schon gar nicht mehr überraschend, dass sich die Protagonistin zum Ende des Films hin (aus nicht ganz ersichtlichem Grund) mal eben eine perfekte neue Kurzhaarfrisur schneidet. Nebenbei findet sie auch mit einem Blick heraus, was hinter der Wut des Drachen steckt und warum bereits so viele Mädchen vorher ihr Leben in der Höhle lassen mussten. Der vermeintliche Grund für das Töten von Mädchen über Generationen hinweg bleibt auch nach der Offenbarung für die Zuschauer:innen moralisch schwierig nachzuvollziehen, sodass die gewünschte Sympathie für den Drachen nicht vollends erreicht werden kann.
Durchzogen von klischeehaften Szenen und voraussehbaren Wendungen ist „Damsel“ in erster Linie ein Film mit einem gut animierten Drachen und einer stark besetzten Hauptrolle. Doch auch Millie Bobbie Brown kann nichts daran ändern, dass einige Teile der Geschichte einfach keinen Sinn ergeben und es nicht spannend ist, ihr bei ihrem Überlebenskampf zuzuschauen. Hoch angepriesen von der Schauspielerin bleibt der Film hinter seinen Erwartungen und lässt die Zuschauer:innen mit der Frage zurück: Waren Märchen schon immer so langweilig?
Text: Merle Müller