Hoffnung in einer düsteren Welt

Theaterrezension zu Camus‘ Caligula

von Kolja Sand

Das Stück „Caligula“ von Albert Camus wird derzeit im Stadttheater vom Regisseurs Alexander Nerlich auf die Arena-Bühne gebracht und läuft noch bis zum 9. Februar 2019. Die Uraufführung fand bereits 1945 statt. In einem Satz gesagt handelt das Stück vom römischen Kaiser Caligula, der sich voller Schmerz und Trauer über den Verlust seiner Schwester zu einem grausamen Tyrannen entwickelt. Albert Camus konfrontiert den
Zuschauer mit der Sinnlosigkeit des Lebens. „Die Menschen sterben und sind nicht glücklich.“ Er lädt ein in seine Philosophie des Absurden, in welcher freudige Poesie das Töten beschreibt und Schmerz
zu Glück wird. Nicht ohne Grund gilt für das Stück eine Altersfreigabe ab 16 Jahren, die ebenso ab 18 Jahren hätte sein können.

Caligula (Joachim Foerster) wankt vom ersten Moment an wie im Wahn und mit wirrem Blick über die Bühne. Er beginnt immer perfider seine Untertanen zu demütigen. Sie sollen die gänzliche Sinnlosigkeit des Lebens erkennen. Alles würde einer Logik entsprechen, die niemand
außer Caligula versteht. In einem Rausch aus Brutalität, Todesangst und Sex macht Caligula auch nicht halt vor geliebten Menschen. Das Leben ist grausam, es wird immer so sein und Caligula ernennt sich selbst zum Schicksal, welches dieses Grauen bringen wird. Das nennt Caligula Freiheit!
Liebe und Freundschaft seien verblendete Vorstellung, schwach und niemals echt. Manche Szenen derart abstrus, dass man versucht ist zu Lachen, obwohl der Härte des Schauspiels. In seltenen
Momenten, in denen Caligula mit seiner eigenen Logik ringt oder ein Freund nicht von seiner Liebe für Caligula loslassen kann, blitzt schwach ein Fünkchen Hoffnung in der düsteren Welt auf.
Nach 105 min. sitze ich schweißgebadet in meinem Sitz – fasziniert und schockiert. „Caligula“ entlässt den Zuschauer nicht freudestrahlend und beglückt und doch lohnt es sich.

 

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