Klassische Literatur mal anders

Anna Karenina, inszeniert von Max Claessen, feiert im Theater Münster Premiere.

von Jane Knispel

Eine Geschichte über Leidenschaft und Eifersucht, Verlust und Liebe, seine Pflichten und Entscheidungen. Und für alle diejenigen, die nicht unbedingt die Zeit und Lust haben sich auf rund tausend Seiten von Leo Tolstois Anna Karenina zu stürzen, gibt es seit Anfang Januar eine Alternative: die Inszenierung im Theater Münster.

 

„Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich.“

Leo Tolstoi in „Anna Karenina“

Alles beginnt mit dem Besuch Anna Kareninas (Sandra Schreiber) bei ihrem Bruder Stefan (Ilja Harjes) und dessen Frau Dascha (Isa Weiß). Dort trifft sie das erste Mal auf den Grafen Wronski (Jonas Riemer), die beiden verbindet auf den ersten Blick eine Leidenschaft, welche sie alle ihre Pflichten gegenüber der Gesellschaft vergessen lässt. Anna ist bereits mit dem Minister Karenin (Daniel Fries) verheiratet und hat mit diesem einen Sohn. Hinzukommt außerdem, dass auch Kitty (Andrea Spicher), Daschas Schwester, ein Auge auf Wronski geworfen hat.

© Oliver Berg
Eine farbenfrohe Inszenierung.
© Oliver Berg

Als die Beziehung der beiden ans Licht kommt, kommt es auch zum Bruch mit ihrem Ehemann und dem Ausschluss aus der Gesellschaft. Was zur Folge hat, dass Anna zunehmend immer labiler wird. Sie wird Morphium abhängig und ihre Eifersucht, genauso wie die Sehnsucht nach ihrem Sohn, nimmt stetig zu. Bis Anna am Ende nur noch einen Ausweg sieht.

Bei einem so bekannten Werken, wie Anna Karenina eines ist, geht es in der ersten Linie nicht nur darum dem Zuschauer die Story zu erzählen, sondern vor allem um die Inszenierung dieser. Max Claessen schafft es eine moderne Atmosphäre zu erzeugen ohne die Story aus ihrer eigentlichen Epoche und den damit verbundenen gesellschaftlichen Konventionen zu lösen. Zum einen arbeitet er mit schrillen Farben, einem sich ständig änderndem Bühnenbild, Musik- und Videoinstallationen. Im Kontrast dazu wird das Bühnenbild im quasi zweiten Teil des Stückes auf ein Minimum reduziert. Dadurch werden vor allem Annas Gefühlswelt und ihr Abstieg in der Gesellschaft für den Zuschauer nochmal deutlich sichtbar.

Anna Karenina ist zeitlos und das Stück im Theater Münster auf jeden Fall einen Besuch wert. Wer jedoch den Wunsch nach mehr Tiefe und einer kritischen Auseinandersetzung mit Gesellschaft hat, sollte doch lieber zum Original greifen.

Anna Karenina könnt ihr noch bis Ende April 2019 im kleinen Haus des Theater Münsters sehen: 15. Februar, 1. März, 22. März, 1.April, 4. April und 18. April.

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