Romantisiert die neue Serie „Queen Charlotte – Eine Bridgerton-Geschichte“ toxische Beziehungen?

Sie ist jung, klug und hübsch. Sie soll die erste Königin of Color werden. Er ist gutaussehend, charmant und… psychisch krank. Am 4. Mai erschien „Queen Charlotte – Eine Bridgerton-Geschichte“ auf Netflix – ein Prequel der Bridgerton-Serie, das von Shona Rhimes kreiert wurde. 

„Wir waren zwei verschiedene Gesellschaften, die nach Hautfarbe getrennt waren, bis sich ein König in eine von uns verliebte.“ Das sagt Lady Dabury in der ersten Bridgerton-Staffel. In dem neu-erschienenen Prequel über die junge Königin Charlotte sehen wir eine Liebesgeschichte, die eine gespaltene Gesellschaft vereint. Eine Liebesgeschichte, die Krankheit, Einsamkeit und Alter überdauert. Sie ist herzzerreißend und – wen wundert es schon – absolut unrealistisch. Wir bekommen eine Protagonistin präsentiert, die all ihre eigenen Träume für die Liebe aufgibt. Wir sehen eine junge Frau, die sich aufopfert und sich mit „einem halben Leben“ zufrieden gibt. Weil sie sowieso nie die Wahl hatte, ob sie ein Leben mit diesem Mann wollte? Oder doch, weil auch sie Opfer einer patriarchalen Erzählung von Liebesbeziehungen wird, in denen es normalisiert ist, dass sich die Frau aufopfert?

In der ersten Szene tritt König George charmant und freundlich auf. In der nächsten schreit er seine 17-jährige Ehefrau an und befiehlt ihr sich ihm zu fügen. Und sie beginnt sich zu fragen, was sie falsch gemacht hat, um so eine Behandlung zu verdienen. Irgendwann stellt sich heraus, dass der König unter einer psychischen Krankheit leidet und, dass er die junge Charlotte vor sich selbst schützen wollte. Trotz seines miserablen Verhaltens verliebt Charlotte sich in ihn. Und bei jedem Verständnis für das Schicksal des Königs fragt man sich, warum Charlotte ihr eigenes Glück für diese Beziehung aufgibt. Denn, dass eine junge Frau in einer solchen Beziehung glücklich sein kann, ist eine Lüge, die uns die Filmindustrie erzählt. Wie die anderen Bridgerton-Staffeln hat auch „Queen Charlotte“ starke weibliche Protagonistinnen und gibt sich einen feministischen Anstrich. Aber wie in den vorherigen Staffeln auch hört der Feminismus da auf, wo die Liebesgeschichte anfängt. Denn die muss nach Schema F verlaufen, sonst ist die Serie ein Flop. Aber ist das wirklich ein Liebesideal, was Millionen von jungen Mädchen vermittelt werden sollte? 

Autorin: Sonja Miklitz

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