Erzählen unter Strom

Nehmen wir einmal an, jeder Mensch hätte einen Raum im Kopf, der uns als Schauplatz unserer Gedanken diente. Die Zufriedenheit, die uns ein aufgeräumtes WG-Zimmer verschafft, lässt erahnen: Dieser Raum sollte am besten ebenso ordentlich sein. Aber was, wenn unsere Gedanken wie schmutzige Wäsche auf dem Boden verstreut lägen oder ein zweiter oder dritter Raum dem eigentlichen Ort unseres Bewusstseins Konkurrenz machten? Die psychiatrische Fachwelt kann solchen Phänomenen einen Begriff überstülpen, sie als Krankheiten des Geistes entlarven und ihnen Titel wie ‚Depression‘ oder ‚Schizophrenie‘ verleihen. Wieviel aber dadurch gewonnen ist, sich Ausnahmesituationen der menschlichen Psyche von erzählerischer Seite zu nähern, zeigt das Theaterstück „Im Strom“, das momentan in der Studiobühne aufgeführt wird. 

Mittendrin in der Hochschulpolitik

In der Woche vom 30. Juni bis zum 3. Juli 2022 finden in diesem Jahr die Uni-Wahlen statt. Wer in der Mensa mit dem alljährlichen “Und, hast du schon gewählt?” begrüßt wird, bekommt nicht nur ein oder zwei, sondern gleich fünf, manchmal sogar sechs Stimmzettel in die Hand gedrückt, die mit ominösen Abkürzungen wie FSV und StuPa beschriftet sind. Um etwas Licht ins Dunkel der anstehenden Wahl zu bringen, haben wir einen kleinen Überblick über die politische Organisation der Universität erstellt.

„Die wenigsten Studis können es sich leisten, nicht zu arbeiten“

Was unterscheidet euch als Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS) von den anderen Listen?
Hannah: Der SDS arbeitet nicht ausschließlich in Gremien. Neben unserer Präsenz im StuPa veranstalten wir Demos und Bildungsreihen und unterstützen auch den Streik am UKM.
Lennart: Das Stupa verfügt zwar über viel Geld, aber die politischen Einflussmöglichkeiten sind recht begrenzt. Viele Probleme der Studis lassen sich nur gesamtgesellschaftlich lösen, weshalb sich die Arbeit des SDS nicht auf die Hochschulpolitik allein beschränken kann.

„In Deutschland gibt es immer noch eine Behörde mehr, die Post schicken möchte“

Die Forderung, sich bis 48 Stunden vor Beginn einer Prüfungsleistung an- und abmelden zu können, klingt ein wenig nach einfachem Stimmenfang. Ist das wirklich im langfristigen Interesse der Studierenden oder wird nicht vor allem Prokrastination gefördert?
Wir sind der Meinung, dass das Studium grundsätzlich ein Selbststudium ist. Jeder und jede ist für sich selbst verantwortlich. Für uns ist besonders wichtig, dass man in Krankheitsfällen, gerade jetzt in der Pandemie, wenn man zum Beispiel unter Corona leidet, flexibel sein kann. Dass man sein Studium selbst in der Hand hat und weiß, wie gehe ich weiter vor, ich muss nicht ein Semester auf die nächste Klausur warten, sondern habe die Fäden selbst in der Hand.

„Es braucht eine feministische, antikapitalistische und antifaschistische Stimme im StuPa“

Was unterscheidet die Kritische Linke von anderen Hochschulgruppen?
Wir sind als einzige Hochschulgruppe parteiunabhängig, das heißt, wir stehen keiner Partei nahe und kriegen auch keine Finanzierung durch die Parteien. Dadurch können wir auch unabhängiger Entscheidungen treffen und unsere eigenen Positionen vertreten. Dabei treten wir konsequent Antisemitismus entgegen, wollen Hochschulpolitik zugänglicher machen und uns für emanzipatorische, kritische Bildungsarbeit einsetzen. Unser nicht so ganz ernst gemeinter Slogan dieses Jahr lautet „Wir sind linker als die Jusos, ökologischer als CampusGrün und witziger als Die LISTE!“.

„Das bedeutet für uns Solidarität: dass es allen an der Uni gut geht“

Ihr redet in eurem Wahlprogramm sehr viel über Solidarität. Was genau versteht ihr darunter und wie wollt ihr das umsetzen?
Unter Solidarität verstehen wir eine Uni, die sozial gerecht ist, an der alle einen Platz finden. Dass jedem die Möglichkeit offen steht, hier zu studieren, unabhängig davon, wie viel Geld man im Monat hat oder aus welchem Elternhaus man kommt. Deshalb setzen wir uns für BAföG-Kampagnen ein, wir sind inengem Austausch mit dem Studierendenwerk, um mehr Wohnheimplätze zu schaffen und wollen verhindern, dass die Mieten nicht noch höher werden. Außerdem haben wir gemeinsam mit Campus Grün die psychologische Beratung im AStA etabliert. Das bedeutet für uns Solidarität: dass es allen an der Uni gut geht. 

„Patriarchat und Kapitalismus niederbrennen“

Was ist deine persönliche Motivation, bei „Die LISTE” mitzuwirken?
Mich hat die satirische Arbeit dazu gebracht, die mache ich schon seit Schulzeiten. Es gab für mich keine andere Wahl als „Die LISTE“.  Was mich dazu bewogen hat, die Spitzenkandidatur zu übernehmen? Ich dachte mir: „Hey, warum nicht mal eine nicht-binäre Person!“. Ich habe mich lange Zeit vor dem StuPa gedrückt – das ändert sich bei dieser Wahl. Ich möchte gucken, wie es ist, ein Mandat zu haben.

„Für Nachhaltigkeit auf allen Ebenen“

Wofür steht Campusgrün? Was wollt ihr verändern?
Campusgrün steht für Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. Auf der Ebene von queeremFeminismus, Antifaschismus, Antirassismus und natürlich auch ökologischer Nachhaltigkeit. Wir möchten die Hochschule nachhaltig verändern und zu einem Ort werden lassen an dem man sich wohlfühlen kann.